Der Shalom-Menschenrechtspreis 2013 ging an die CPT (Comissão Pastoral da Terra, deutsch: Kommission für Landpastoral) Brasilien und damit in das bevölkerungsreichste Land Südamerikas.
Die CPT ist Unterstützerin der Kleinbauern, Landlosen und der Ureinwohner Brasiliens. Aus ihr ging eine der bedeutendsten sozialen Bewegungen Brasiliens, das Movimento sem Terra (Bewegung der Landlosen), hervor. Während der Militärdiktatur gründete die brasilianische Bischofskonferenz 1975 die CPT. Von Anfang an war sie ökumenisch ausgerichtet. Den Shalom-Preis nahm Padre Paulo Joanil da Silva in Eichstätt entgegen. Er ist Regionalkoordinator der Amazonasregion Pará.
Eines der drängendsten Probleme des Landes ist immer noch die ungleiche Verteilung des Landbesitzes. Zehn Prozent der Brasilianer besitzen 80 Prozent des Landes. Kleinbauern werden von Großgrundbesitzern verdrängt. Brutale Gewalt ist allgegenwärtig. Padre Paulo Joanil da Silva veranschaulichte die Gefahren wie Bedrohung, Vertreibung und todbringende Gewalt. Die Regierung in Brasilien verfolge exakt den Willen des Kapitals, der Wirtschaft. Es finde ein Ausverkauf des Lebensraumes der Kleinbauern statt. Großprojekte wie etwa Staudämme oder Flussumleitungen dienten allein Minenbesitzern und der Industrie. An der Börse gehandelte Fonds kauften riesige Ländereien. Häufig genug stammten die Hintermänner aus den USA, China und Europa. Sie zerstörten jedoch den Lebensraum der Menschen, die dort leben. Riesige Monokulturen – etwa für den Anbau von Soja als Masttierfutter oder für die Produktion von Bio-Ethanol als Beimischung für Benzin – ruinierten die Böden und zerstörten die wertvolle Biosphäre des Regenwaldes für immer.
Die schlimmste Schande sei die Rechtlosigkeit und die Straflosigkeit, sagte Padre Paulo Joanil da Silva. In klaren Worten und mit Bildern, die er aus Brasilien mitgebracht hatte, erläuterte der Geistliche, dass die Drahtzieher der Morde fast immer straflos davonkämen. Auch die Sklaverei sei im Amazonasgebiet längst nicht abgeschafft. Aber die Menschen vergäßen nicht. Die vielen Landwallfahrten, Märsche im Gedenken an ermordete Frauen, Männer und Kinder, legten ein deutliches Zeugnis ab.
Michael Huhn, Referent für Brasilien beim katholischen Hilfswerk Adveniat, unterstrich in seiner Laudatio, die von Ulrike Schurr-Schöpfel vom AK Shalom verlesen wurde: „Wenn sich Brasilien an Wachstum und an Fortschritt berauscht, muss die Kirche Fürsprecherin der Armen sein, eine lästige Mahnerin und ein notwendiger Störsender im Nachrichtenschwall immer neuer Erfolgsmeldungen.“
Sichtlich bewegt dankte der Preisträger den Mitgliedern des AK Shalom und den Gästen im Spiegelsaal. Er fühle die Solidarität der Menschen. Er wisse auch, wie viel die CPT Organisationen wie Adveniat und Misereor zu verdanken habe. Der Preisträger traf auch mit dem Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke zusammen. Dieser versicherte Padre Paulo seine Solidarität. Der Bruder des Bischofs arbeitet im Norden Brasiliens als Priester. Mit einer Messe fand die Shalom-Aktion ihren Abschluss. Hochpfarrer Johannes Haas zelebrierte dabei gemeinsam mit dem Präsidenten der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, Professor Richard Schenk, und Padre Paulo Joanil da Silva die Messe. Professor Schenk stellte in seiner Predigt eine Verbindung zur Zentrale der CPT in Goiás her. Drei Flüsse träfen sich hier. Einer stehe für die CPT, die eine menschliche Entwicklung möglich mache. Der zweite Fluss sei die Bildung der internationalen Gemeinschaft. Sie müsse lernen, dass die Bewirtschaftung von Naturräumen ohne Zerstörung möglich sei. Dies lebten die Kleinbauern und Indigenen, die massiv bedroht seien, vor. Der dritte Fluss sei die Kirche. Eine paritätische Kirche, die Anwältin aus Liebe sein müsse. Sie müsse nicht nur auf Fehlverhalten, sondern auch auf Chancen hinweisen.