Bild: Gordon Welters
Der diesjährige Shalompreis geht an das Syrian Center for Media and Freedom of Expression (SCM). Im Fokus der Arbeit steht die Meinungs- und Medienfreiheit. Das SCM zeigt Menschenrechtsverletzungen in Syrien auf und leistet einen wesentlichen Beitrag zu einem zivilgesellschaftlichen Wandel. Der Preis wird Yara Bader und Mazen Darwish am 23. Juni 2018, um 19.00 Uhr in Eichstätt verliehen. Die Verleihung findet in der Sommerresidenz der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt statt.
Mazen Darwish ist renommierter Menschenrechtsanwalt und Journalist. Er gründete 2004 das SCM nach seiner Rückkehr aus dem Exil in Frankreich. Zu Beginn der Syrienkrise und des friedlichen Aufstandes gegen die Diktatur, im Jahr 2011, inhaftierte, folterte und tötete die Assad-Regierung wahllos Menschen. Über diese Menschenrechtsverletzungen berichtet das SCM. Im Februar 2012 wurde das Büro der Pressefreiheitsorganisation in Damaskus gestürmt. Darwish und weitere Mitarbeiter, darunter auch seine Frau, Yara Bader, kamen in Gefängnissen. Einige von ihnen wurden nach ein paar Tagen freigelassen, Yara Bader erst nach drei Monaten. Mazen Darwish wurde ohne Anklage dreieinhalb Jahre in verschiedenen Militärgefängnissen und unterirdischen Verliesen des Geheimdienstes festgehalten und gefoltert.
Die studierte Theaterwissenschaftlerin und Journalistin Yara Bader setzte sich zunächst aus dem Exil im Libanon, später dann von Europa aus, für die Freilassung ihres Mannes sowie zahlreicher weiterer politischer Gefangener ein. Unterstützt wurde sie dabei von Prominenten wie dem Schriftsteller Salman Rushdie. Dennoch kam Darwish erst Mitte 2015 nach einer Amnestie frei – die Anklage‚ Terrorismus’ wurde nicht fallengelassen. Trotz seiner schrecklichen Erfahrungen berichtet Mazen Darwish weiter über die Kriegsverbrechen des Regimes und die Menschenrechtsverletzungen in Syrien. Schnell wird klar, dass die Arbeit vor Ort nicht mehr möglich ist. Yara Bader überzeugt ihren Mann, ins Exil zu gehen: Seit 2015 leben er und seine Frau in Berlin und führen von dort aus die Arbeit des SCM weiter.
Nach dem Weltrechtsprinzip ist das nationale Strafrecht auch auf Sachverhalte anwendbar, die keinen spezifischen Bezug zum Inland haben, auch wenn weder Täter noch Opfer die Staatsangehörigkeit des betroffenen Staates besitzen. Die Straftat muss sich gegen international geschützte Rechtsgüter richten. Im März 2017 hat das SCM (durch den Anwalt Anwar al-Bunni) eine erste Anklage beim Generalbundesanwalt gegen sechs hochrangige Mitarbeiter des syrischen Geheimdienstes eingereicht. Die deutsche Justiz hat die Arbeit aufgenommen.
Auf einen Blick:
- Das Syrische Zentrum für Medien- und Meinungsfreiheit setzt sich für ein demokratisches Syrien, in dem die Menschenrechte Geltung haben, ein.
- Das SCM macht Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen in Syrien öffentlich und bringt sie vor Gericht.
- Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden, daher dokumentiert das SCM Verbrechen und hört Zeugen sowie Opfer an.
- Die Organisation steht in enger Zusammenarbeit mit der im Dezember 2016 gegründeten UN-Behörde IIIM (International Impartial and Independent Mechanism), mit der Unabhängigen Internationalen Untersuchungskommission für Syrien und mit den Reportern ohne Grenzen.
Lesenswert:
Syrien: „Einmal dachten sie, ich sei tot“, Interview mit Mazen Darwish (Februar 2017), ZEIT ONLINE
Syrische Menschenrechtler Yara Bader und Mazen Darwish (September 2017), CHRISMON
Am kommenden Sonntag, 25. Februar 2018, um 10.45 Uhr findet im Salesianum (Rosental 1, 85072 Eichstätt) der Auftaktgottesdienst statt. Dabei stellt der AK Shalom das Projekt vor.