Shalompreis 2018 an das Syrian Center for Media and Freedom of Expression verliehen
Am 23. Juni 2018 nahm die syrische Journalistin und Menschenrechtlerin Yara Bader den Shalompreis des Arbeitskreises für Gerechtigkeit und Frieden entgegen. Zusammen mit ihrem Ehemann Mazen Darwish erhielt sie die Auszeichnung für ihre Arbeit beim Syrian Center for Media and Freedom of Expression (SCM)
Mazen Darwish, renommierter Menschenrechtsanwalt und Journalist, gründete das SCM 2004. Er setzt sich seit vielen Jahren für Meinungsfreiheit, Dokumentation der fortdauernden Menschenrechtsverletzungen, für die Anhörung von Zeugen und eine Anklage der Täter ein.
Zur feierlichen Verleihungen kamen der Schirmherr der Aktion, Oberbürgermeister Andreas Steppberger, der Vizepräsident der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, Prof. Markus Eham, die Vorsitzende des Hochschulrates der KU, Barbara Loos, sowie Gerhard Rott als Vertreter des Referats Weltkirche.
Die Laudatio hielt der Publizist, Journalist, Politiker und ehemalige Kulturstaatssekretär Professor Michael Naumann.
Mazen Darwish konnte aus terminlichen Gründen nicht anwesend sein. Derzeit laufen mehrere Anklagen gegen sechs hochrangige Geheimdienstoffiziere des Regimes in Damaskus. In diesen Fällen ist er als Anwalt tätig. Zusammen mit den European Centers for Human and Constitutional Rights (ECCHR) wurde in Deutschland erstmals Anklage gegen einen Generalmajor des Luftwaffengeheimdienstes erhoben. Generalbundesanwalt Peter Frank erließ einen internationalen Haftbefehl. Nach dem Weltrechtsstaatsprinzip ist dies bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit möglich.
In einem im März 2018 in München aufgezeichneten Video mit einem Mitglied des AK Shalom sprach der 44jährige Journalist von der Verhaftung 2012, den folgenden dreieinhalb Jahren Folter in unterirdischen Verliesen und von seinem Wunsch, nach seiner Freilassung sich weiter für die juristische Aufarbeitung, für die Freilassung der Gefangenen und eine zivile Gesellschaft in Syrien einsetzen zu wollen.
Yara Bader betonte in ihrer Rede, dass sie nicht aufhören würden, sich für die Gefangenen und Folteropfer in Syrien einzusetzen.
Als Tochter eines Journalisten, der zwölf Jahre in syrischen Gefängnissen saß, habe sie von Anfang an gewusst, wie gefährlich es in Syrien sei, sich für die Freiheit des Wortes einzusetzen. „In Syrien bedeutet, die Wahrheit zu sagen, in den Untergrund gehen zu müssen oder ins Gefängnis und möglicherweise nie mehr das Licht sehen zu können.“
Die Preisträgerin sprach ihre große Dankbarkeit dafür aus, dass sie und ihr Mann seit Oktober 2015 im Exil in Berlin die Arbeit des Zentrums für Medien- und Meinungsfreiheit weiterführen könnten. Sie hob hervor, dass Generalbundesanwalt Peter Frank als erster Ankläger weltweit einen Haftbefehl gegen ein hochrangiges Mitglied des Regimes in Syrien erließ. Dass Deutschland im August 2015 die Grenzen für Flüchtlinge öffnete, ermögliche ihnen überhaupt erst, über die eklatanten Verbrechen des Assad-Regimes zu berichten.
Oberbürgermeister Andreas Steppberger erklärte, der Preis gehe in diesem Jahr an eine Organisation, an Menschen, die ihn mehr als verdient hätten. Mit größtem Respekt verneige er sich vor dem Mut der Preisträger. Im Anschluss an sein Grußwort überreichte Steppberger Yara Bader eine bronzene Friedenstaube des Landshuter Künstlers Richard Hillinger, der sie als Symbol für die UN-Menschenrechtscharta gestaltete, mit den Worten: „Diese Friedenstaube soll nun zu ihnen fliegen und Ihr Engagement für Frieden, Gerechtigkeit und Ehrfurcht vor dem Leben würdigen.“
In seinem Grußwort sagte KU-Vizepräsident Markus Eham: „Man denkt sich offenbar in bestimmten Kreisen Nationalstaaten als gefährdungssicher abgeriegelte Festungen ihrer Besitzer. Zieht man so die Grenzen des Wahrnehmens und Denkens entsprechend eng, haben die sogenannten einfachen Lösungen Hochkonjunktur.“ Anders dagegen spreche Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato Si vom gemeinsamen Haus der Menschheit, in dem die Würde aller Menschen unveräußerlich sei.
Weltkirchereferent Gerhard Rott sprach im Namen des Bistums Eichstätt den großen Respekt für die Arbeit des SCM aus und unterstrich, dass das Projekt durch eine Spende an den AK Shalom auch finanziell Unterstützung fände.
Dass als Laudator der Journalist, Herausgeber, Politiker und ehemalige Kulturstaatssekretär Michael Naumann aus Berlin kam, hat zwei Gründe. Zum einen setzt er sich in seiner journalistischen und verlegerischen Arbeit als Mann des Wortes für dessen Freiheit vehement ein. Zum anderen sind Naumann und seine Frau den beiden Preisträgern eng verbunden. Schon während der Kampagne zur Freilassung Mazen Darwishs –Yara Bader organisierte sie vom Libanon aus- unterstützten sie die Menschenrechtler. In Berlin halfen sie beim Neuanfang der Geflohenen.
Naumann spannte den Bogen vom Großen zum Kleinen, der Verantwortlichkeit der Kolonialmächte Frankreich und Großbritannien nach dem Zerfall des Osmanischen Reiches, erinnerte an den führenden SS-Verbrecher Alois Brunner, der nach dem Krieg den Weg nach Damaskus fand, wo er seine grausamen Kenntnisse zu Folterungen den Regimen dort zur Verfügung stellte, um im Hier und Jetzt anzukommen, wo Politiker von Grenzschließungen schwadronierten und politische Flüchtlinge ihrem Schicksal überlassen wollten. Artikel 5 der Menschenrechtserklärung verlange: „Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden.“ Sechzehn Mitarbeiter des SCM kamen in Folterkeller des Regimes. Ihr angebliches Vergehen: Sie berichteten über die Verhaftungen von regimekritischen Bloggern. Einer überlebte die Folter nicht.
Wer an universale Normen der Menschenrechte glaube, dürfe den syrischen Journalisten und Rechtsanwalt Mazen Darwish und die Journalistin Yara Bader zu den aufgeklärten Verteidigern der Pressefreiheit zählen, die für ihre Standfestigkeit ihr Leben aufs Spiel gesetzt hätten. „Sie zu ehren, ist in Wirklichkeit eine Ehre für uns alle.“
Naumann erinnerte daran, dass bis zu 50.000 Menschen in der Türkei als politische Gefangene gehalten würden. Dies zeige, was der Verfall der Justiz für Folgen habe. Die Regierungen in Warschau und Budapest zeigten, wohin die Beschneidung der Meinungsfreiheit führe.
Anfang 2012 waren in Syrien bereits 75.000 Menschen „verschwunden“ – Journalisten, politische Aktivisten, Oppositionspolitiker. „Der Tag wird kommen, wo man Massengräber entdecken wird und wo der Rest der Welt sich fragen wird, wie das geschehen konnte.“
Diese Frage, so Naumann, müssten sich auch all die in Deutschland stellen, die genau wüssten, dass sich das Assad-Regime ohne Beistand von Putins Soldaten keine zwei Wochen hielte.
In ihrer Dankesrede sagte Yara Bader, sie wolle nicht verhehlen, Angst vor der Arbeit beim SCM gehabt zu haben, diese sei jedoch unbedeutend im Vergleich zu der Angst, ein wie sie sagte „gebrochener Mensch ohne Träume und Visionen“ zu sein.
Die Arbeit des AK Shalom für Gerechtigkeit und Frieden an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, der seit 1981 besteht, ist rein ehrenamtlich.
Studierende, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Bürgerinnen Eichstätts engagieren sich für den Arbeitskreis.
Alle Spenden gehen zu hundert Prozent an die Preisträgerprojekte.
Es kann noch bis September 2018 für den SCM gespendet werden.
Kath. Hochschulgemeinde
Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE34 7216 0818 0109 6203 20
Kennwort: Shalomaktion 2018