2021: 1. Secondary School in Nyashishi / 2. Pippi House for Girls in Arusha (Tansania)

Der AK Shalom für Gerechtigkeit und Frieden an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt verleiht in diesem Jahr, dem vierzigsten seines Bestehens, den Shalompreis an zwei Projekte in Tansania.

Projekt zur Bekämpfung von Schulgewalt in Tansania in den Regionen Rulenge-Ngara und Mwanza.

©MyNewsDesk

Die 1964 geborene Pädagogin Felista Tangi promovierte zum Thema der Auswirkungen von Schulgewalt auf die Leistungs- und Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler. Als Reaktion auf die erschreckend hohen Raten an Schülerinnen, die Körperstrafen sowie Gewalt im Schulkontext durch Lehrkräfte und Mitschülerinnen ausgesetzt sind, gründete sie zusammen mit Mitschwestern vom Orden der Teresina Sisters eine gewaltfreie und inklusiv arbeitende Secondary School in Nyashishi, in der Provinz Mwanza in Tansania. Die Schule ist für 250 Schülerinnen aus primär ländlichen Gegenden, verwaiste Kinder und solche aus finanzschwachen Familien konzipiert, die besonders häufig von Schulabbrüchen und Gewalt betroffen sind. Insgesamt 20 Prozent der Schulplätze sind Kindern mit Inklusionsbedarf vorbehalten.

Die Schule setzt sich in besonderem Maße für Menschen mit Albinismus ein. Albinismus ist eine genetisch vererbte Erkrankung, die sehr selten ist und weltweit etwa einen von zwanzigtausend Menschen betrifft. Behauptungen, dass es sich um eine „Strafe Gottes“ oder um Pech handele und dass die „Krankheit“ ansteckend sein könnte, sind im Gebiet um den Viktoriasee in Tansania häufig zu hören. Dieser Mangel an Wissen über Menschen mit Albinismus bedeutet, dass Volksmärchen und Aberglauben zu Verfolgung und/oder Diskriminierung von Menschen mit Albinismus führen. D

ie Schule arbeitet nach modernen Konzepten des Classroom Managements gegen Gewalt, Mobbing und Diskriminierung auf Basis von Material, das im Rahmen des Projekts gegen Schulgewalt von Prof. Dr. Margit Stein und Prof. Dr. Daniela Steenkamp (Universität Vechta und Duale Hochschule Villingen) entwickelt und kostenfrei in Kiswahili auf einer Homepage für Lehrkräfte zugänglich ist. (http://www.against-violence-at-schools-in-tanzania.com/swa/about-this-great-project-fighting-school-violence-in-tanzania-sw/).

Zudem werden alle Schülerinnen mit besonderem Bedarf von einer*m Lehramts-studierenden der St. Augustine University in Mwanza im Sinne eines Coachings und Mentorings begleitet. Die neu gegründete Schule wird von der Fachrichtung Allgemeine Pädagogik an der Hochschule Vechta sowie der Augustine University in Tansania wissenschaftlich beraten und begleitet.

Pippi House for Girls in Arusha

©pippihousecenter

Die Pippi House Foundation for Girls ist das einzige Frauenhaus in der tansanischen Großstadt Arusha. Der Name deutet den Charakter des Hauses als Zufluchtsort an, indem das Suaheli Wort für Süßigkeiten „Pippi“ aufgegriffen wird – das Frauenhaus als eine Süßigkeit in einem bitteren, harten Leben.

Derzeit beherbergt das Frauenhaus ca. 100 Mädchen und junge Frauen im Alter von 14 bis 25 Jahren, die zuvor auf der Straße gelebt haben, als Dienstmädchen verkauft wurden oder Opfer von Kinderarbeit, Kinderhandel, Vergewaltigung oder Prostitution geworden sind. Einige von ihnen waren schwanger oder hatten bereits Kleinkinder, als sie im Pippi House aufgenommen wurden, daher leben dort zurzeit auch 16 Kleinkinder und Säuglinge.

Gegründet wurde das Pippi House 2011 vom Tansanier Aristides Nshange, der bei seiner Arbeit als Sozialarbeiter in Arusha bemerkte, dass sich alle Unterstützung in der Stadt auf männliche Waisen oder jüngere Straßenkinder konzentrierte. Mädchen im Teenageralter, besonders Schwangere oder junge Mütter, fielen durch das sowieso schon weitmaschige soziale Netz des Staates oder privater Initiativen. So gründete Aristides die Nichtregierungsorganisation und leitet sie seitdem mit Herzblut. Sein Ziel ist es, den Mädchen eine Perspektive für ein selbstbestimmtes Leben zu bieten. Neben einem Zuhause, regelmäßigen Mahlzeiten und Sicherheit, leistet die Stiftung Starthilfe bei der (Wieder-)Eingliederung in das gesellschaftliche Leben. Grundlage dafür ist eine gute Ausbildung. Allen Bewohnerinnen wird ein Schulbesuch ermöglicht – auch über die in Tansania kostenlose Grundschulbildung hinaus. Die Mädchen bekommen Unterstützung beim Lernen und später, nach dem Schulabschluss, Hilfe bei der Suche nach einem Praktikum, einem Studium oder einem festen Job.

Das Pippi House wird nicht finanziell von der Regierung unterstützt und ist daher komplett auf nationale und internationale Spenden angewiesen. ProManity e.V. (Quellenweg 28, 20535 Hamburg, germany@promanity.org, http://www.promanity.de) ist ein deutscher Verein, der das Pippi House seit 2017 kontinuierlich finanziell unterstützt. Der Verein wurde von drei jungen Frauen gegründet, die nach ihrem Freiwilligenaufenthalt im Pippi House das Projekt weiterhin von Deutschland aus unterstützen wollten. Die Spendengelder, die ProManity sammelt und verwaltet, werden für die monatlichen Lebensmittelkosten, Hygieneartikel, Schulgebühren, medizinische Kosten wie Arzt- und Krankenhausbesuche und notwendige Medizin und je nach Spendenlage auch für die monatliche Miete verwendet. Außerdem zahlt der Verein seit Januar 2020 das monatliche Gehalt der tansanischen Sozialarbeiterin Aisha Shaban, die Aristides vor Ort in allen Bereichen unterstützt und vertritt.

Aktuell wohnen Aristides, die Frauen und Mädchen in einem angemieteten Bungalow, in dem sich insgesamt acht Räume befinden. Neben der Tatsache, dass dieses Haus nicht genug Platz für die über hundert Frauen und Kinder bietet und diese auf engstem Raum zusammenleben, ist es auch eine große finanzielle Herausforderung, die monatliche Miete aufzubringen. Deswegen ist das nächste größere Projekt, das in naher Zukunft verwirklicht werden soll, der Kauf eines Eigenheims für das Projekt.

Präsentationen der Preisträger*innen vom 24. September 2021

Flyer

Der Flyer für die Preisprojekte 2021 ist hier abrufbar.

Spenden

Das Preisgeld wird ausschließlich durch Spenden zusammengetragen. Daher freuen wir uns sehr, wenn Sie den Shalompreis unterstützen wollen. Für weitere Informationen, bitte hier entlang.