Nachrichten von unseren PreisträgerInnen

Shalompreis 2012 Honduras COPINH: Rat der Indigenen Völker in Honduras

Bertha Caceres, ermordet am 2. März 2016

Ein Gericht in Honduras hat sieben Männer wegen der Ermordung der Umweltaktivistin verurteilt. Der Mord wurde von Führungskräften des Bauunternehmers eines Staudammes im Nordwesten des Landes in Auftrag gegeben, wie die Richter laut der Zeitung „La Prensa“ am 29. November 2018 befanden. Caceres hatte versucht, das Projekt auf dem Land ihres Volkes, der Lenca, zu stoppen. Die 44-Jährige war am 2. März 2016 in ihrem Haus erschossen worden. Sie hatte über Jahre Morddrohungen erhalten. Die Höhe der Strafen für die sieben Verurteilten will das Gericht im Januar bekanntgeben.

Nach Überzeugung der Richter planten zwei Männer der Baufirma Desa den Mord zusammen mit ehemaligen Soldaten und dem früheren Sicherheitschef der Firma. Ausgeführt wurde der Mord von vier Ex-Militärs. Für den Bau des Dammes Agua Zerca in der Region am Rio Blanco inmitten des Gebietes der Lenca wurden über 50 Familien gezwungen, umzusiedeln. Wegen der von Bertha Caceres organisierten friedlichen Proteste gingen die Behörden gewaltsam gegen die Gemeinschaft vor. Darauf und auf die Ermordung mehrerer Aktivisten machte Caceres aufmerksam. Neben dem Shalompreis im Jahr 2012 erhielt sie 2015 den renommierten Goldman-Preis für zivilgesellschaftliches Umweltengagement. 


Shalompreis 2013 CPT Comissão Pastoral da Terra – Landpastoral

Padre Paulo Joanil da Silva

Nach der Wahl des rechtsextremen antidemokratischen Präsidenten Bolsonaro ist die Situation für die Landlosen und Landarbeiter, noch mehr für die Indigenen noch bedrohlicher geworden als sie schon war. Bolsonaro spricht sich für Folter aus, sieht die Bewaffnung weiter Teile der Bevölkerung als probates Mittel gegen Gewalt vorzugehen. Angriffen der Polizei, auf die eine Vielzahl an Morden in den Großstädten zurückgeht, sollen nicht mehr geahndet werden.

Er und seine Söhne trugen im Wahlkampf T-Shirts mit dem Konterfei von General Ustra, der für grausame Folter und Morde während der bis 1985 dauernden Militärdiktatur verantwortlich war. Er sprach davon, die ärmeren Bevölkerungsschichten sterilisieren zu lassen, einer Abgeordneten sagte er, sie sei es nicht wert, vergewaltigt zu werden, andere offenbar schon… Den Gegenkandidaten wollte er ohne Angaben von Gründen einsperren lassen. Padre Paulo Joanil da Silva von der CPT arbeitet im Auftrag der Brasilianischen Bischofskonferenz weiter für die Landlosen und mit Indigenen. 

Padre Paulo wünscht allen Freunden und Unterstützern vom AK Shalom ein gutes Jahr 2019.

„Wir sind nach diesem Staatsstreich alle sehr besorgt über diesen Rechtsradikalen und den Einfluss der Militärs. Wir glauben leider nicht, dass die Situation besser wird. Der Mann (Präsident) ist ein Rassist, fremdenfeindlich, sexistisch. Die Lage der Indigenen ist noch schwieriger geworden, ihr Leben noch mehr gefährdet. Aber wir lassen uns nicht einschüchtern.“


Shalompreis 2014 Philippinen ICON

Lory Obal 

Das von Lory Obal gegründete Friedensprojekt auf den Philippinen läuft weiter. Es gibt eine Nachfolgerin. Lory Obal starb am 10. Januar 2017.


Shalompreis 2015 Demokratische Republik Kongo – Projekt Justice et Paix

Therese Mema Mapenzi

Die Demokratische Republik Kongo ist das zweitgrößte (hinter Algerien) Land Afrikas, an Bevölkerung der viertgrößte Staat des Kontinents. Das Gebiet des heutigen Staates kam 1885 unter belgische Kolonialherrschaft. Die Herrschaft unter dem belgischen König Leopold II gilt als eines der grausamsten Kolonialregime. Nach der Unabhängigkeit 1960 wurde das Land nach vielen innenpolitischen Konflikten 32 Jahre lang von Mobutu Sese Seko diktatorisch regiert. 1997 stürzte Rebellenführer Laurent-Didier Kabila Mobutu. Auf den Machtwechsel folgte ein Bürgerkrieg. Es waren zahlreiche andere afrikanische Staaten verwickelt. Der Krieg wird deshalb auch Afrikanischer Weltkrieg genannt.

2002 wurde ein Friedensabkommen unterzeichnet. Im Osten des Landes finden aber bis heute kriegerische Auseinandersetzungen statt. Millionen Menschen flohen. Das Land ist das gefährlichste für Frauen weltweit. Brutale sexualisierte Gewalt als Mittel zur Kriegsführung ist an der Tagesordnung. 2006 fanden freie Wahlen statt. Präsident wurde Antoine Gizenga, der Lumbistenführer. Die Macht im Land blieb bei Kabila und dem Militär. Der derzeitige Premierminister, Matata Ponyo ist seit 2012 im Amt. Laut einer UN-Studie sind 39 Prozent aller Frauen und 24 Prozent aller Männer im Land mindestens einmal in ihrem Leben Opfer sexualisierter Gewalt geworden. Sowohl Angehörige bewaffneter Gruppen als auch staatliche Sicherheitskräfte verüben Folterungen und Massaker. Insbesondere der Osten des Landes ist eines der rohstoffreichsten Gebiete der Welt. Dort gibt es Gold, Kupfer, Mangan, Blei, Zink, Zinn, Diamanten, Wolfram, seltene Erden und das für die Halbleiterindustrie so wichtig Coltan. (Coltan enthält Columbit und Tantalit, aus denen Niob – Legierungszusatz in Stahlproduktion –  und Tantal gewonnen werden.) Der fortdauernde Krieg im Osten des Kongos, vor allem in der Region Kivu kann nur durch den Verkauf der Rohstoffe finanziert werden.

Therese Mema setzt sich weiter für ein Verbot von nicht zertifizierten Rohstoffen ein. „Die Ursachen der Gewaltexzesse müssen bekämpft werden.“ Sagt Therese Mema. „Wenn wir von UNO-Leuten zu hören bekommen, ihr Mandat sei begrenzt, sie beobachteten nur, muss ich sagen, ist diese Mission sinnlos. Wie können sie der Ermordung von Zivilisten, der Vergewaltigung so vieler Menschen, von Kindern auch, zusehen? Wir haben den Eindruck, dass die Welt uns aufgegeben hat. Die in diesem Krieg Ermordeten, die vergewaltigten Frauen und Männer, die Kinder, die daraus hervor gehen, haben keine Zukunft. Sie opfern ihr Leben, um die Weltwirtschaft zu versorgen mit Gold, Kupfer und Coltan.“

„Die Verleihung des Friedensnobelpreises an zwei Menschen (Nadja Murad, Jesidin, und Dr. Mukwege, aus dem Kongo), die sich für Opfer sexualisierter Gewalt als Kriegswaffe einsetzen, war ein Hoffnungszeichen, dass die Welt kurz auf dieses Leid sieht. Nach einem Erdbeben im Dezember 2017 mussten wir vieles erst wieder aufbauen.“


Shalompreis 2016 PCFF Parents’ Circle Families Forum  Israel – Palästina

Robi Damelin (Israel) und Mazen Faraj Palästina

Das PCFF ist eine gemeinsame israelisch-palästinensische Organisation von mehr als 600 Familien. Alle haben im langanhaltenden Konflikt einen nahen Angehörigen verloren. Trotz des grausamen Verlustes eines geliebten Menschen wollen sie nicht Rache sondern Versöhnung und Verständigung. PCFF wurde 1995 von Yitzhak Frankental gegründet. 1998 fanden erste Treffen mit Familien aus dem Gazastreifen statt. Seit 2000 gibt es auch Gruppen in der Westbank und Ostjerusalem.

Robi Damelin, die durch einen Anschlag eines palästinensischen Kämpfers ihren Sohn David verlor, arbeitet unermüdlich für Versöhnung und Frieden. Sie schrieb uns zum Neuen Jahr und wünscht allen ‚wundervollen Leuten vom AK Shalom“ viel Glück.

„Die Welt ist in der Tat ein dunkler Ort, jedoch dürfen wir nie aufgeben und jeder Mensch hat eine Verantwortung, etwas anders, besser zu machen, egal wie klein der Beitrag sein möge. PCFF sieht sich in einer schwierigen Situation nachdem Präsident Trump beschlossen hat alle Unterstützung, die zur Überwindung von Grenzen beiträgt, zu kappen.  Das ist sehr schlimm für uns, weil diese Beträge 30 Prozent unseres Budgets ausmachten. Er versucht, die Palästinenser in die Knie zu zwingen. Wie dumm kann man sein.  Dennoch machen wir weiterhin jede Menge Arbeit an der Basis. Unsere außerordentlichen Mitglieder machen weiter. Wir werden weiter Mittel finden, unsere Arbeit fortzusetzen. Alles Liebe Robi“


Shalompreis 2017 PREDA Philippinen

Father Shay Cullen

People’s Recovery, Empowerment and Development Assistance

Wurde 1974 von dem irischen Priester Shay Cullen und zwei philippinischen Bürgerrechtlern gegründet. PREDA setzt sich für Opfer sexualisierter Gewalt ein. Kinder und Jugendliche finden in Olangapo ein Heim und psychologische, medizinische und sozialpädagogische Unterstützung. Sie können einen Schulabschluss machen und es wird versucht, sie wieder in Kontakt mit ihren Familien zu bringen, soweit dies möglich ist. PREDA geht auch gegen die eigentliche Ursache des menschenunwürdigen Lebens vor, die Armut. Familien erhalten ein Einkommen zum Beispiel durch ökologisch angebaute Mangos. Diese werden im fairen Handel vertrieben.

Shay Cullen sendet die besten Grüße und dankt für die wunderbare Arbeit des AK Shalom.

Politisch ist die Lage auf den Philippinen weiter angespannt. Der Populist Duterte lässt weiter Menschen, die in Verdacht stehen, mit Drogen etwas zu tun zu haben, ermorden. Zu Prozessen kommt es fast nie. Es gibt weiter viel Zulauf bei PREDA. Ein neues Haus für Mädchen wurde fertiggestellt. Eines für Jungen ist in der Planung.


Shalompreis 2018 Syrian Center for Media and Freedom of Expression

Yara Bader und Mazen Darwish

Im Sommer haben die UN eine neue Behörde namens International and Independent Mechanism geschaffen, die unter der früheren französischen Richterin Catherine Marchi-Uhel Kriegsverbrechen nachgehen soll. Generalbundesanwalt Frank hat Anklage gegen hochrangige Geheimdienstoffiziere wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit erhoben. Im Rahmen des Weltrechtsstaatsprinzips ist dies möglich. Im Juli erfuhren die Mitarbeiter von SCM, dass zehn ihrer Mitarbeiter und engsten Freunde vom Regime für tot erklärt wurden. Sie wurden zu Tode gefoltert.

Die Lage in Syrien ist dramatisch. Nachdem Präsident Trump in einer ständig schwankenden Haltung, wider allen Rat der Verteidigungsexperten, die amerikanischen Truppen abziehen lassen wollte oder will, lässt Präsident Erdogan seine Truppen in Syrien einmarschieren und gegen die Kurden kämpfen. Die kurdischen Truppen zusammen mit den USA haben den IS weitgehend zurückgedrängt. Aber er ist nicht besiegt. Das Assad-Regime wird gestützt von Putins Truppen, der radikalislamischen Hisbollah und Iran. Es sind mehr als 450.000 Menschen im Krieg umgekommen. 12 Millionen (von 20 Millionen Syrern) flohen, innerhalb des eigenen Landes und ins Ausland. 80.000 Menschen gelten als verschwunden. Sie sind in den Foltergefängnissen des Regimes gefangen worden oder tot.